Das mit Spannung erwartete und feierliche „Barbenheimer“-Wochenende ist vorbei und hinterlässt Greta Gerwigs Blockbuster als den ultimativen Sommerfilm des Jahres. Mit einer beeindruckenden Eröffnung lockte der Film ein gemischtes Publikum an, darunter Frauen und Mitglieder der LGBTQ+-Community, die landesweit in die Kinos strömten. Der Erfolg der rosafarbenen Corvette zeigt keine Anzeichen einer Verlangsamung.
Es ist klar, dass Regisseur und Co-Autor Noah Baumbach sich der Anziehungskraft des Films auf queere Zuschauer bewusst waren, da sie ihn kunstvoll mit übermütigem Humor, einer vielfältigen Besetzung und subtilen queeren Anspielungen versahen. Inmitten der entzückenden Überraschungen, die der Film zu bieten hat, haben Sie beim ersten Ansehen vielleicht nicht alle Anspielungen auf die queere Kultur mitbekommen. Jetzt, da Barbie in der realen Welt unterwegs ist, ist es an der Zeit, sich in einer detaillierten (und Spoiler-Alarm!) Analyse mit den großzügigen schwulen Anspielungen, sowohl offenen als auch versteckten, zu befassen.
Inspiration vom Zauberer von Oz
Der unvergessliche Einfluss des beliebten queeren Fanlieblings mit der legendären Judy Garland ist in der gesamten Barbie-Welt spürbar. Während Margot Robbies Hauptfigur in ihrer rosa Corvette durch Barbie Land fährt, werden die Zuschauer das örtliche Kino bemerken, das mit Charakterplakaten geschmückt ist, die für „Der Zauberer von Oz“ werben. Darüber hinaus verfügt Barbie Land über eine eigene rosa Ziegelstraße, die eine Hommage an die berühmte gelbe Ziegelstraße des legendären Films ist.
Regisseurin Greta Gerwig verriet kürzlich in einem Interview, dass der Barbie-Film von alten Hollywood-Musicals inspiriert wurde. Sie hob insbesondere die bezaubernden Lieder und Dekorationen des Zauberers von Oz sowie die Geschichte insgesamt hervor.
Doch während sich sowohl Barbie als auch Dorothy auf eine farbenfrohe Reise der Selbstfindung begeben, die bei vielen queeren Zuschauern großen Anklang findet, gingen ihre Wege deutlich auseinander. Dorothy findet sich in einem fantastischen Reich wieder, umgeben von Gleichgesinnten, während Barbie von einer scheinbar idealen, eindimensionalen Welt abweicht und sich den schönen Fehlern des Menschseins widmet. Diese Entwicklung verleiht der Erzählung des Films eine einzigartige und kraftvolle Dimension.
Die komplizierte Handlung zeigt eine stereotypische Barbie, die Fehlfunktionen hat, und berät sich mit Doktor Barbie, der einen Besuch bei Weird Barbie, gespielt von Kate McKinnon, im Barbie Land empfiehlt. Die Hoffnung besteht darin, die existenzielle Krise zu lösen, mit der Barbie aufgrund realitätsverändernder Probleme konfrontiert ist, die ihren Ursprung in der menschlichen Welt haben. Um ihre Probleme zu lösen, stellt Weird Barbie Robbies Figur vor eine wichtige Wahl: entweder zu ihrem normalen Leben zurückkehren, die Wahrheit über das Universum nicht wahrnehmen oder sich dem Wissen zuwenden und sich ihrem wahren Selbst stellen. Diese Wahl spielt geschickt auf die ikonische Allegorie „Rote Pille/Blaue Pille“ aus dem Actionklassiker „Matrix“ der Wachowskis aus dem Jahr 1999 an. Aber in diesem Fall wird Unwissenheit durch einen klassischen Barbie-Absatz symbolisiert, während Wissen durch das lesbische Schuhwerk, den bescheidenen Birkenstock, repräsentiert wird.
Zunächst beschließt Barbie, in Unwissenheit zu bleiben, doch die Illusion der Wahl löst sich schließlich auf. Sie muss zwangsläufig ihr Birkenstock-Schicksal akzeptieren und sich ihrem authentischen Selbst stellen. Obwohl kein Schuh von Natur aus schwul sein kann, hinterlässt der Film einen faszinierenden Subtext.
Am ergreifenden Schluss des Films schlüpft Barbie, inzwischen ganz menschlich, in rosafarbene Birkenstock-Schuhe, als sie sich auf den Weg zu ihrem Gynäkologentermin macht, vermutlich um ihre brandneue Vagina untersuchen zu lassen. Dieser zutiefst empfundene Moment erinnert an die Erfahrungen von Transfrauen, die sich einer Operation unterzogen haben, zum ersten Mal einen Arzt aufsuchten und in der Erzählung auf urkomisch vertrautes Terrain stoßen.
Zu guter Letzt spielt in der wachsenden Liste lässiger lesbischer Klassiker im Barbie-Film der ikonische Song „Closer to Fine“ aus dem Jahr 1989 der Queer-Band The Indigo Girls als wiederkehrendes musikalisches Stichwort eine wichtige Rolle. Während sie das Barbie-Land verlässt, singt die Hauptfigur das geliebte Lied. Später im Film gesellen sich ihre neuen menschlichen Freundinnen Gloria und Sasha hinzu und harmonieren mit den kraftvollen Texten. Die Präsenz des Liedes verstärkt die LGBTQ+-Repräsentation des Films zusätzlich.
Um diese entzückende Aufnahme zu unterstreichen, trägt die Grammy-preisgekrönte lesbische Singer-Songwriterin Brandi Carlile mit ihrem bemerkenswerten Cover von „Closer to Fine“ zur Deluxe-Edition des Barbie-Soundtracks bei. In einer herzerwärmenden Zusammenarbeit singt sie zusammen mit ihrer Frau und schafft so einen ganz besonderen und feierlichen musikalischen Moment, der beim queeren Publikum Anklang findet.